Covid-19: Reisen und Nicht-Reisen in Zeiten von Corona

So, nun ist es doch soweit: ich schreibe einen Artikel über das Reisen und das Reiseblogger-Leben in Zeiten der Corona-Pandemie.

Eigentlich wollte ich das nicht machen. Wie alle anderen kann auch ich momentan nicht reisen, das ist ja klar. Und einen Artikel darüber zu verfassen, wo ich derzeit überall NICHT hinfahre fand ich anfangs auch irgendwie doof.

Aber mittlerweile hält diese Phase des Nicht-Reisens schon seit 6 Wochen an, und mehr und mehr meiner geplanten Touren werden gecancelt. Wann und wie es wieder losgehen kann weiss keiner.

Da ich sehr oft gefragt werde, was ich denn nun den ganzen Tag so mache, und wie es mir mit dem Nicht-Reisen so geht, jetzt also doch mal ein Artikel.

 

Nicht-Reisen: wo wäre ich dieses Jahr fast hingefahren?

 

Als erstes wäre ich dieses Jahr Ende Februar fast nach Indien gefahren. Genauer gesagt: nach Rajasthan. Nach Indien wollte ich schon seit ewigen Zeiten mal, aber das ist ein Reiseland vor dem ich wirklich höchsten Respekt habe. Ich kenne viele Leute, die Indien überhaupt nicht ertragen konnten, aber andererseits auch viele andere, die total begeistert von diesem Land sind. Zu welcher Gruppe ich gehöre weiss ich leider immernoch nicht. Wenn ich Bilder von Indien sehe, zieht es mich sehr intensiv dort hin, aber andererseits bin ich auch eine ziemliche Mimose, und weiss wirklich nicht, ob ich das da alles so ertragen kann.

Fakt ist aber: Indien mit seinen Extremen lässt definitiv niemanden unberührt, ich finde das Land unglaublich interessant, und deshalb habe ich im letzten Herbst all meinen Mut zusammengenommen und eine Rundreise gebucht. An meinem diesjährigen Geburtstag wäre ich in Delhi gelandet, und dann sollte es 11 Tage lang durchs Land gehen. Warum nur 11 Tage? Wie gesagt, ich weiss nicht, wie ich dort klarkomme, und habe deshalb beschlossen, erstmal nur kurz zu gucken.

Daraus wurde dann aber doch nichts, dabei war ich sogar schon auf meinem Flug nach Delhi eingecheckt.

 

 

Quarantäne in Indien? Nein, danke!

 

Ende Februar schien das Corona-Virus für die meisten Menschen in Deutschland noch sehr weit weg. Das war etwas, was irgendwo in China stattfand, und in den Nachrichten vorkam. Da ich aber sehr viel unterwegs bin, beobachte ich auch immer ziemlich genau, was in anderen Teilen der Welt so vor sich geht.

In Wuhan, der chinesischen Millionen-Metropole, wo die Pandemie losging, war ich im letzten Jahr während meiner 3-wöchigen China-Rundreise für 2 Tage. Der Gedanke, dass diese riesige Stadt nun unter Quarantäne steht, und die Menschen ihre Wohnungen nur noch in Ausnahmefällen verlassen dürfen, kam mir völlig absurd und unvorstellbar vor.

Gleichzeitig war ich froh, dass ich meine China-Reise schon letztes Jahr gemacht habe – dieses Jahr wäre das nichts geworden, das war mir schon im Februar klar.

 

 

Aber ich habe nicht nur mitbekommen, was so alles in China los ist, sondern auch, dass mehr und mehr asiatische und auch arabische Länder ihre Grenzen dichtmachten, und Touristen nur noch sehr beschränkt, oder gar nicht mehr einreisen liessen.

Ich fand das ziemlich beunruhigend, war aber wild entschlossen, das mit der Indienreise zum jetzigen Zeitpunkt wirklich durchzuziehen – wer weiss, ob und wann ich mich später nochmal dazu durchringen kann? Am Nachmittag vor der Abreise ging es dann aber Schlag auf Schlag.

Zuerst kam die Nachricht, dass ein Hotel auf Teneriffa unter Quarantäne gestellt wurde, und ca. 1000 Gäste dort festsassen. Grund dafür waren zwei an Covid-19 erkrankte italienische Touristen, die für ein paar Tage in dem Hotel gewohnt hatten.

Diese Quarantäne hätte auch mich treffen können. Ich war 14 Tage zuvor eine Woche in einem anderen Hotel im selben Ort auf Teneriffa: in Costa Adeje. In meinem Hotel waren auch etliche italienische Touristen, und Italien ist ja leider das Land, welches es in Europa bis jetzt am härtesten getroffen hat – das Drama hätte sich also genausogut in meinem Hotel entfalten können. Und so schön ich es im Hotel Jardin Tropical auch fand, 14 Tage Zwangsaufenthalt hätte ich da nicht haben wollen.

 

 

Genauso gut hätte ich in dem betroffenen Hotel sein können. Das gehört zur H10-Hotelkette, wie auch beispielsweise mein Lieblingshotel Playa Esmeralda auf Fuerteventura, und ich habe schon länger den Plan im Hinterkopf, noch mehr H10-Hotels kennenzulernen und zu testen. Aber dieses Mal habe ich mich für ein anderes Hotel entschieden, glücklicherweise.

Diese Quarantäne hatte ich also knapp verpasst. Puh. Aber dann ging’s weiter. Als ich online für meinen Flug einchecken wollte kam zuerst die Belehrung, dass Indien nachträglich alle schon erteilten Visa von Personen für ungültig erklärt hätte, die nach dem 15.1. in China  gewesen waren. Das war ich zwar nicht, aber da war mir klar, wie sehr sich die Lage zuspitzt, und wie schnell sich die Einreisebestimmungen ändern können. Etwas später war es ja sogar so, dass sich bei Flügen in die USA und wohl auch nach Vietnam die Regeln für manche Reisende während ihres 10-stündigen Fluges geändert hatten, und Leute mit völlig neuen Massnahmen konfrontiert wurden , als sie das Flugzeug verlassen wollten.

Soweit war es zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht, aber mir war doch recht mulmig. Eingecheckt habe ich aber trotzdem.

Direkt vorm Schlafengehen dann der nächste Knaller: mein Reiseveranstalter informierte mich darüber, dass es seit ein paar Tagen blutige Unruhen zwischen Hindus und Moslems in Delhi gäbe, mit inzwischen 17 Toten. Die Lage am Flughafen sei aber ruhig, und man gehe davon aus, dass man die Reise trotz durchführen könne.

Das hat mir dann ehrlich gesagt den Rest gegeben. Ich war zwar immernoch entschlossen, das durchzuziehen, aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich keine Lust mehr, und bin spontan hier geblieben.

Im Nachhinein betrachtet bedaure ich diese Entscheidung. Zwar weiss ich nicht genau, was ich mir erspart habe, aber es scheint so zu sein, dass ich diese Reise noch gut hätte machen können – mit meinen Befürchtungen war ich einfach der tatsächlichen Entwicklung ein bisschen voraus. 3 Tage nach meinem geplanten Rückkehrdatum hat dann auch Indien die Grenzen dicht gemacht.

Mein Kopf sagt mir zwar, dass ich richtig gehandelt habe, denn eine Quarantäne oder ein verlängerter Zwangsaufenthalt in einem Land wie Indien ist so ziemlich das Letzte, was ich erleben möchte, aber trotzdem finde ich es sehr schade, immernoch nicht in Indien gewesen zu sein. Und wer weiss, wann das wieder ungehindert möglich sein wird.

 

Nicht-Reisen: weder geht’s nach Wien, noch geht’s nach Budapest

 

Ende März stand dann die nächste Reise an. Zuerst Flug nach Wien, dann 4 Nächte im super-schönen Radisson Blu Hotel in der Nähe der Hofburg. Die ersten 1,5 Tage wollte ich ein bisschen Rumschlendern, und die eine oder andere geführte Tour ausprobieren.

Dann stand die Blogger-Konferenz BLOGLAUT auf meinem Programm: ein ganzes Wochenende vollgepackt mit sehr interessanten Vorträgen, ausserdem Begegnungen mit einigen Menschen, die ich immer schon mal persönlich kennenlernen wollte.

Danach: Fahrt mit dem Railjet vom Wiener Hauptbahnhof nach Budapest. Budapest steht schon ewig lange auf meiner Liste, und war für mich eins der Highlights meines Reisejahres. Gewohnt hätte ich im Hotel New York Palace, zu dem auch ein legendäres, äusserst pompöses Budapester Kaffeehaus gehört.

Von Wien aus ist man übrigens mit dem Zug in unter 3 Stunden  in Budapest, sofern man eben diesen ‚Railjet‘ nimmt, wie mir ein befreundeter Wiener Blogger verraten hat. Buchen kann man diesen Zug schon von Deutschland aus online über die Webseite der Deutschen Bahn. In Österreich gibt es auch Super-Sparpreise und normale Preise, und genau wie hier auch sind die billigen Fahrkarten frühzeitig ausverkauft, deshalb lohnt sich ein Ticketkauf so früh wie möglich. Mich hätte die Zugfahrt hin und zurück in der 1.Klasse mit Platzreservierung um die 70 Euro gekostet.

Nach 3 Übernachtungen wäre es wieder zurück nach Wien gegangen, und dort stand dann ein Hoteltest an: das hippe 25hours Wien am Museumsquartier hat mich eingeladen, eine Nacht dort zu verbringen, und ich hätte dann noch eine weitere Selbstzahler-Nacht angehängt. Auch wieder mega-schade, denn ich war so ungeheuer gespannt auf dieses Hotel. Nach dem coolen 25hours in Berlin am Bikini-Haus, dem sehr schrägen 25hours Royal Bavarian in München, und dem wirklich ober-genialen 25hours Hamburg-Hafencity, wäre das jetzt das vierte Haus dieser aussergewöhnlichen Hotelkette gewesen, welches ich kennengelernt hätte.

 

 

Ich hoffe sehr, dass ich das bald nachholen kann – das Hamburger 25hours hat es ja letztes Jahr sogar auf Platz 1 meiner persönlichen Hotel Top 10 des Jahres 2019 geschafft, und ich finde es wirklich grandios, wie sich die 25hours-Hotels vom Design her von dem Einerlei unterscheiden, den man in den meisten anderen Hotels so vorfindet.

Aber: auch diese Reise konnte leider nicht stattfinden. Nachdem ich noch sehr lange gehofft hatte, dass ich doch fahren kann, sind immer mehr Dinge entfallen oder offiziell untersagt worden, und die Durchführung wurde jeden Tag ein Stück unmöglicher. Austrian Airlines hat für einen gewissen Zeitraum alle Flüge eingestellt, und Wien hat das öffentliche Leben immer mehr eingeschränkt, was ab einem gewissen Punkt bedeutete, dass ein touristischer Aufenthalt in der Stadt keinen Sinn mehr macht bzw. nicht wirklich möglich ist.

Die BLOGLAUT fand natürlich auch nicht statt, sondern wurde erstmal auf den Oktober verschoben. Flugtickets durften einmalig kostenfrei umgebucht werden, und ich hab mich dann für Oktober entschieden – vielleicht kann die Reise in abgespeckter Form ja dann im Herbst stattfinden.

Da auch die Grenze zu Ungarn geschlossen wurde, und dann auch keine Züge mehr fuhren, konnte ich die Zugfahrkarte trotz eigentlich nicht stornierbarem Super-Spartarif gegen einen Gutschein eintauschen. Der Gutschein ist unglaubliche 1o Jahr lang gültig – und nicht nur ein Jahr, wie mir die Dame auf der Stornierungs-Hotline der Deutschen Bahn auf meine Nachfrage hin fälschlicherweise gesagt hat. Glücklicherweise hat mich ein aufmerksamer österreichischer Leser dieses Artikels daraufhin gewiesen – da ich mir das zugesandte PDF mit dem Gutschein gar nicht genauer angeschaut hatte, wäre mir das vermutlich nie aufgefallen. Also: grossen Dank an Christian aus Wien!

 

Skulptur Schoennbrunn Wien Park

 

Ich war übrigens schon sehr oft in Wien und mag die Stadt sehr. Wien hat eine Vielzahl schöner Hotels, leider viele davon nicht unbedingt preisgünstig. Ich habe allerdings zwei Hotels getestet, die man sich trotz sehr zentraler Lage durchaus leisten kann, und darüber auch Artikel geschrieben: das Ibis am Wiener Hauptbahnhof und das Motel One an der Wiener Staatsoper. Für Power-Museumsgänger lohnt sich übrigens auch der Erwerb des Vienna Pass, da erspart man sich bei vielen Sehenswürdigkeiten obendrein das lästige Anstehen für den Ticketkauf.

 

 

Nicht-Reisen wegen Corona: keine Reise ins Tessin

 

Als nächstes wäre es direkt nach Ostern ins Tessin gegangen. Lago Maggiore, Comer See, Lugano – ich war noch nie dort, höre aber immer wieder, wie wunderschön es dort ist. Vor allem im Frühling zur Kamelienblüte. Und George Clooney findet es in der Gegend auch traumhaft, er hat ein Haus dort und ist in einem der Orte sogar Ehrenbürger.

Tja, schade. Lerne ich Herrn Clooney also in diesem Frühling doch nicht kennen. Ansonsten kann ich zu der Tour nicht viel sagen. Das wäre eine Busreise ab München gewesen, mit Zwischenübernachtungen in der bayerischen Hauptstadt vorher und nachher.

Auch wieder schade: ich hatte mir zwei sehr schöne Design-Hotels direkt am Münchener Hauptbahnhof ausgesucht, die ich testen wollte.

Mein Zugticket nach München ist auch Super-Spartarif und eigentlich nicht stornierbar. Wegen Corona wurde von der Deutschen Bahn aber ein Zeitraum festgelegt, wo auch diese Tickets storniert werden können, bis jetzt gilt diese Möglichkeit für Reisen bis 30.4. Da meine Reise in diesen Zeitraum gefallen wäre, konnte ich Hin- und Rückfahrtticket in einen Gutschein umtauschen. Dieser ist immerhin bis 2023 gültig und da bin ich mir sehr sicher, dass ich den irgendwann tatsächlich einlösen kann.

 

Nicht-Reisen wegen Corona: Prag und die Türkei

 

Was im Mai laufen wird ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig entschieden, denn alle Reiseveranstalter warten auf die Entscheidung der Bundesregierung über die weiterführenden Maßnahmen ab dem 20.4.

Ich denke aber mal, dass es Reisen noch nicht geben wird. Fest steht aber schon, dass bis auf weiteres jeder, der aus dem Ausland einreist, 14 Tage in Quarantäne muss. Und das wird Auslandsreisen für die meisten Menschen erstmal unmöglich machen, denn wieviele Arbeitnehmer können verreisen, und dann noch für weitere 14 Tage ihrer Arbeit fernbleiben?

Ich hatte eine Reise nach Prag geplant, mit dem Zug ab Berlin dauert das ca. 4 Stunden, und hat mich hin und zurück 1.Klasse 69 Euro gekostet.

Ich war noch nie in Prag, deshalb habe ich mich dafür entschieden, die ersten 4 Tage eine geführte Reise zu machen, und dann noch 3 Tage auf eigene Faust dranzuhängen. Das erste Hotel befindet sich direkt am Bahnhof und wurde vom Veranstalter festgelegt, das zweite ist ein modernes Design-Hotel, hat einen Blick auf die Karlsbrücke, und das habe ich mir ausgesucht.

Hmmm – ich glaube nicht, dass das was wird, denn Tschechien hat sehr strenge Regeln erlassen, und erlaubt derzeit auch keine Einreise von Bürgern aus Deutschland und vielen anderen Ländern. Und selbst wenn: frei und ungehindert bewegen würde man sich wahrscheinlich nicht können, und wer weiss wie lange es dauert, bis die ganzen Hotels, Restaurants und Museen wiedereröffnen.

Dazu kommt noch: 13 Tage nach meiner Rückkehr steht eigentlich schon die nächste Reise an. Dazwischen eine Quarantäne von 14 Tagen einzuhalten geht dann ja schon mal nicht.

Diese nächste Reise wäre übrigens in die Türkei gegangen. Da war ich noch nie, irgendwie hat es mich da bisher nicht hingezogen. Allerdings gibt es ein Hotel im Badeort Belek, von dem mir schon so viele Leute dermassen enthusiastisch was vorgeschwärmt haben, dass ich mir das unbedingt auch mal angucken will.

Das wäre eine Pauschalreise, gebucht bei Tui. Tui hat zum jetzigen Zeitpunkt alle Reisen bis 30.4. gestrichen und versucht nun die Gäste zu überzeugen, ihre gebuchten Mai-Reisen auf irgendeinen anderen Termin und irgendeinen Ort kostenlos umzubuchen.

Meine Abreise wäre Ende Mai, und ich hab die entsprechende Mail mit dem Umbuchungsvorschlag auch bekommen. Ich möchte aber nicht umbuchen, sondern lieber kostenfrei stornieren. Wohin und auf wann soll ich jetzt umbuchen? Wann geht es wieder los und zu welchen Bedingungen? Es muss ja nicht nur Deutschland das Reisen ungehindert zulassen, also ohne nachfolgende Quarantäne, sondern auch das Land, in das ich reisen will, muss Touristen wieder reinlassen. Und dann müssen alle Elemente, die zu einer Pauschalreise gehören, wieder laufen. Hotels müssen geöffnet sein, und vor allem muss auch der Flugverkehr wieder losgehen. Ob alle Hotels in einer Urlaubsdestination gleichzeitig eröffnen ist die Frage. Und ob es im gleichen Maße Flüge gibt wie vorher wage ich zu bezweifeln. Unter den Umständen hätte ich lieber erstmal mein Geld zurück. Zumal die derzeitige EU-Kommissions-Präsidentin Frau von der Leyen gestern gesagt hat, man solle mal lieber noch keinen Sommerurlaub buchen. Das sagt ja eigentlich schon alles.

 

Keine Passionsspiele in Oberammergau

 

Die nächste Reise, die auch schon gecancelt ist, ist eine Tour zu den Passionsspielen von Oberammergau. Dass ich da hinwollte finden viele meiner Freunde und Bekannten ziemlich schräg, aber ich finde dieses Event faszinierend und wollte das immer schon mal miterleben, was aber nur alle 10 Jahre möglich ist.

Falls du die Passionsspiele und ihren Hintergrund nicht kennst: als vor 500 Jahren in der Gegend die Pest wütete, haben die Einwohner Oberammergaus Gott versprochen, von nun an alle 10 Jahre die Leidensgeschichte Christi aufzuführen, wenn sie von der Pest verschont werden. Das hat funktioniert und seit all diesen Jahren gibt es diese Passionsspiele, bei denen so ziemlich jeder Oberammergauer mitspielt. Dort mitzuwirken ist eine grosse Ehre, und man muss auch tatsächlich gebürtiger Oberammergauer sein, oder seit Jahrzehnten dort leben, um mitmachen zu dürfen.

Nun wurden die Passionsspiele auf 2022 verschoben, wegen Corona. So verständlich ich das natürlich finde, so merkwürdig ist es aber auch, wenn man bedenkt, dass die ganze Sache ja losging, um die Pest-Epidemie abzuwenden, und 500 Jahre später findet es wegen einer anderen Epidemie nicht statt. Naja – trotzdem die einzig vernünftige und auch mögliche Entscheidung, das für diesen Sommer abzusagen, da ja Grossveranstaltungen aller Art wahrscheinlich erst ganz am Schluss wieder erlaubt sein werden.

 

Nicht-Reisen bis Ende 2020??????

 

Ich plane ja immer sehr weit im Voraus und deshalb habe ich bis Mitte November diesen Jahres schon alles gebucht. Nun werden mehr und mehr Stimmen laut, die mutmaßen, dass reisen dieses Jahr vielleicht gar nicht möglich sein wird.

Das ist für mich zum jetzigen Zeitpunkt noch unvorstellbar, ich habe aber so ein dumpfes Gefühl, dass das tatsächlich so sein könnte. Ich möchte da wirklich momentan nicht drüber nachdenken. Der Tourismus weltweit hat schon jetzt einen riesigen Schaden erlitten, und wenn das so lange mit dem Nicht-Reisen so weitergehen soll, dann weiss ich wirklich nicht, was danach noch davon übrig sein wird. Wahrscheinlich nichts.

 

 

Wie geht es mir als Reisebloggerin mit dem Nicht-Reisen?

 

Mir geht es momentan noch ziemlich gut damit, auch wenn ich zu Anfang doch eine gewisse Zeit sehr erschüttert war, als ich realisiert habe, dass erstmal nichts mehr geht, und dass nicht ich diejenige bin, die entscheidet, wann es weitergehen kann.

Ich bin ja während der letzten anderthalb Jahre extrem viel unterwegs gewesen, und hatte am Schluss schon fast einen Reise-Burnout, wo ich immer mal wieder an dem Punkt stand, dass ich erstmal nichts Neues mehr aufnehmen konnte.

Überhaupt nicht mehr zu reisen ist jetzt genau das andere Extrem, aber ich kann dem durchaus was abgewinnen. So gerne ich unterwegs bin, so gerne bin ich auch zuhause und sitze geradezu exzessiv auf dem Sofa. Dass ich diese beiden Seiten in mir habe unterscheidet mich von vielen anderen Reisebloggern, die ich kenne. Viele haben echt die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern, müssen dauernd was Neues entdecken, und nur irgendwo am Strand rumzuchillen wäre für diese Leute so ungefähr die Höchststrafe.

Mir dagegen wird es schnell mal alles zuviel, und ich muss manchmal richtig zusammenreissen, um mir an einem Ort zumindest soviel anzugucken, dass ich einen informativen Artikel darüber schreiben kann, der das Wesentliche umfasst. Ich lasse mich sehr gerne einfach so treiben wenn ich irgendwo bin, und nehme lieber die allgemeine Atmosphäre in mich auf, als das ich systematisch Sehenswürdigkeiten und Museen abarbeite.

Für den Blog versuche ich aber immer eine Balance zu finden zwischen ziellosem Rumschlendern und ambitioniertem Entdeckertum. Einerseits will ich natürlich schon die relevanten Informationen zusammentragen, aber andererseits will ich auch meinen Spass an der Sache nicht verlieren, und deshalb gibt es auf meinen immer viel Zeit für das Rumschlendern, und im Zweifelsfall lasse ich lieber mal eine Sehenswürdigkeit aus, als das es mir zuviel wird.

Über eine Sache bin ich allerdings unglaublich glücklich und dankbar: dass ich letztes Jahr die günstige Gelegenheit beim Schopf gepackt und mein grosses Reisejahr gemacht habe. Und nicht verschoben, nach dem Motto: das kann ich ja irgendwann mal machen. Das Jahr war absolut grossartig, aber doch auch ganz schön stressig, und viele Leute haben nicht verstanden, warum ich soviele Reisen hintereinander weg gemacht habe. Aber ich bin generell der Meinung, dass man im Leben nix aufschieben sollte, sondern alles möglichst bald machen, was einem wichtig ist – man weiss nie, was kommt.

Wie man gerade jetzt mal wieder sieht, stimmt diese These.

Wie heisst es doch so schön: Gelegenheiten entstehen….erblühen….vergehen.

 

Reisen nach Corona – wie wird es weitergehen?

 

Ich weiss es wirklich nicht, und ich mache mir grosse Sorgen um die Reisebranche – und natürlich auch um viele andere Branchen und Arbeitsplätze.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass es zunächst mal nicht auf dem selben Level weitergeht, auf dem wir vor Corona waren. Vieles hängt natürlich davon ab, wie die wirtschaftliche Lage sein wird, und wieviele Leute sich Reisen überhaupt noch leisten können.

Und speziell wenn die Vorschrift beibehalten wird, dass man nach einem Auslandsaufenthalt 14 Tage in Quarantäne muss, werden die Leute wahrscheinlich verstärkt erstmal im eigenen Land reisen. Deutschland bietet ja zum Glück jede Menge tolle Ziele: Berge und Meer, interessante Städte, ungeheuer viel Kultur….

Ich habe massenhaft Ziele in Deutschland auf meiner Liste, die ich noch kennenlernen möchte, deshalb vermute ich, dass auch ich in nächster Zeit erstmal hier im Lande bleiben werde.

Ich werde berichten. 🙂