Bayern für Hipster: Hotel 25hours München ‚The Royal Bavarian‘

Das 25hours-Hotel ‚The Royal Bavarian‘ ist ein zentral in der Münchener Innenstadt gelegenes Design-Hotel, welches sich jede Menge Bayern- und König Ludwig-Klischees zum Thema gemacht hat, und diese völlig überdreht, hip und ‚mit Augenzwinkern‘ inszeniert. Ist das gelungen und lohnt sich ein Aufenthalt in dem nicht gerade billigen Hotel? Wie sind Bett, Bar und Frühstück? Ich habe es getestet, und bin zu einem relativ zwiespältigen Ergebnis gekommen.

 

 

‚The Royal Bavarian‘ – zentrale Lage, schwierige Parksituation

 

Fangen wir erstmal mit der Lage an. Das 25hours München befindet sich in einem alten Postamt, direkt gegenüber vom Münchener Hauptbahnhof.

Angesichts dessen stellt sich gleich mal die Frage: ist das nun gut oder schlecht? Da ich viel mit dem Zug unterwegs bin, finde ich es grundsätzlich gut, in einem Hotel in direkter Bahnhofsnähe zu wohnen, weil ich keine Lust habe, meinen Koffer erst noch meilenweit durch die Gegend zu schleppen, während ich mein Hotel suche.

In diesem Fall war das Hotel aber trotz der eindeutigen Lage gar nicht mal so leicht zu finden, denn es steht nichts dran, und der eigentliche Hoteleingang, der nach vorne zur grossen Strasse rausgeht, ist als solcher nicht ohne weiteres zu erkennen. Allerdings hatte ich mir vorher im Internet Bilder angeschaut und wusste, dass es seitlich ins Restaurant ‚Neni‘ geht, welches sich im Hotelgebäude befindet. ‚Neni‘ steht zum Glück gross dran, und zur Not kann man während der Öffnungszeiten durch das Restaurant über eine blau beleuchtete Treppe in den ersten Stock gehen und steht dann vor der Rezeption.

 

 

Der ‚Haupteingang‘ ist eine sehr unscheinbare Tür, die in Richtung Bahnhofsgebäude rausgeht. Hat man die gefunden und durchschritten, geht es rechts zu den Fahrstühlen und links wiederum ins ‚Neni‘.

 

 

Zwielichtige Gestalten, angespannte Sicherheitslage

 

Einen grossen Nachteil haben Bahnhofsgegenden aber häufig auch: es treiben sich dort gerne zwielichtige Gestalten herum.

Das ist in der Münchener Bahnhofsgegend auch so, und anscheinend besonders derzeit sehr krass, da die Bahnhofshalle und der Vorplatz im grossen Stil umgebaut werden, und besagte Gestalten dadurch vermutlich vertrieben wurden, und sich nun vor allem nachts direkt um das 25hours herum versammeln.

In den einschlägigen Bewertungsportalen wird das oft thematisiert, viele Gäste fühlen sich unwohl und die Hotelleitung gibt die Situation auch unumwunden zu und sagt, dass deshalb besonders nachts immer jede Menge Security ums Haus patroulliert.

Ich war spät abends und nachts nicht mehr ausserhalb des Hotels unterwegs und kann dazu nichts sagen, ein paar Gestalten waren aber auch schon tagsüber da und standen am neben dem Hotel gelegen U-Bahn-Ausgang, allerdings habe ich mich dadurch nicht bedroht gefühlt.

Ob sich die Situation ändert, wenn die Bauarbeiten am Bahnhof erstmal abgeschlossen sind kann ich nicht einschätzen, aber bei meinem Aufenthalt im Mai 2019 sah es so aus, als würden die sich sowieso noch sehr lange hinziehen. Und das heisst, dass es wahrscheinlich erstmal so bleibt wie es ist.

 

Parksituation für Autofahrer

 

Das Hotel hat keine eigenen Parkplätze und verweist auf seiner Webseite darauf, dass man die umliegenden Parkhäuser nutzen soll. Ich war jedenfalls froh, ohne Auto dazusein. Wie gesagt: vom Bahnhof aus sind es zu Fuss ca. 2 Minuten und zum Stachus und der Münchener Haupteinkaufsmeile Kaufingerstrasse nur ein paar Minuten mehr. Obendrein kreuzen sich am Hauptbahnhof zahlreiche S-und U-Bahn-, sowie Tram- und Buslinien.

Übrigens bietet das Hotel an, Fahrräder zu mieten, was für die meisten Zimmerkategorien allerdings kostenpflichtig ist, oder den hoteleigenen MINI gratis zu benutzen, sofern da gerade Kapazitäten frei sind.

 

Kunst im Fahrstuhl und Charme-Alarm beim Personal

 

Hat man den Eingang gefunden kann man wahlweise die Treppe benutzen oder den Fahrstuhl. Es ist nur eine Etage zur Rezeption, die schafft man natürlich locker, ich empfehle aber trotzdem den Fahrstuhl, da dieser äusserst spektakulär ausgestattet ist, mit Sitzbank im königlichen Stil und einem Kunstwerk an der Wand.

 

 

Sehr positiv überrascht hat mich das überaus charmante Personal an der Rezeption. Die Angestellten sind alle eher jung und es wird anscheinend ausnahmslos jeder Gast geduzt, wodurch man sich gleich mal fast genauso jung fühlt. Vor mir in der Schlange stand ein geschätzt schon über 60jähriger Herr mit jüngerer Begleitung, der angesichts des geduzt-werdens nach einem Moment der ungläubigen Überraschung dermassen erkennbar erfreut war, dass ich Mühe hatte, nicht laut zu lachen. Aber ich gebe ehrlich zu: auf mich hatte das einen ähnlichen Effekt, ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste.

Und beim Auschecken übrigens wieder derselbe Charme-Alarm: diesmal eine junge Dame, die mich fragte, ob sie mir nun noch irgendetwas Gutes tun könne, bevor ich gehe. Nein, konnte sie nicht – aber ich war wirklich begeistert, denn bei so einer Verabschiedung verlässt man das Haus mit einem echt guten Gefühl. In vielen anderen Hotels ist das nicht so – warum eigentlich nicht, fragt man sich da…dabei wäre es doch so einfach.

 

 

25hours ‚The Royal Bavarian‘ – wie sind die Zimmer?

 

Das Hotel hat insgesamt 165 Zimmer in drei Kategorien, sowie zwei Suiten. Fangen wir mal mit den Suiten an: es gibt die ‚Pfauen-Suite‘ (73 qm) und die ‚Schwanen-Suite‘ (46 qm). Beide befinden sich im Dachgeschoss und speziell die grosse ‚Pfauen-Suite‘ bietet bequem Platz für eine ganze Familie. Beide Suiten eignen sich auch gut für einen längeren Aufenthalt.

Und die Zimmer: es gibt die ‚Kleine Dienstbotenkammer‘ und die ‚Dienstbotenkammer‘ mit jeweils um die 18 qm. Dann die ‚Herrschaftszimmer‘ mit 20 – 24 qm und die Kategorie ‚Adelsgemach‘ mit ca. 30 qm.

Die Zimmer unterscheiden sich nicht nur durch ihre Grösse, sondern sind auch völlig unterschiedlich eingerichtet, und zwar so, wie es dem Namen entspricht. Soll heissen: die ‚Dienstbotenkammern‘ sind wirklich sehr klein und spartanisch.

Ich habe mich für ein ‚Herrschaftszimmer‘ entschieden, deshalb sind auch alle Zimmerfotos aus dieser Kategorie. Leider konnte ich keinen Blick in die anderen Räume werfen, aber aufgrund der Internetfotos und der Preise schien mir das die sinnvollste Wahl zu sein. Die kleinen Zimmer kosten ab ca. 144 Euro, aber meistens zahlt man für alle anderen Kategorien über 200 Euro pro Nacht…hängt natürlich von der Saison ab, dem Wochentag, den gewählten Stornobedingungen etc.

 

 

 

König Ludwig für Hipster

 

Wie auch im Berliner 25hours kommt man nur mit Zimmerkarte in die Hoteletagen und sieht dann auch in München erstmal schwarz – die Wände der Hotelflure sind komplett schwarz, der Teppich ist immerhin ein bisschen anders gemustert, und die Zwischentüren zieren kleine weisse Schwäne.

 

 

Die ‚Herrschaftszimmer‘ sind auch eher dunkel gehalten, richtig viel Schwarz findet sich dann wieder in den sehr cool gestalteten Bädern. Das Bad war übrigens für mich das Beste am Zimmer, da stimmte wirklich alles….bis hin zur bereitgestellten Klo-Lektüre.

 

 

Im Zimmer selber gibt es nur wenig Möbel, im Grunde nur ein grosses Bett, sowie eine Art Schreibtisch mit Holzstuhl. Dafür aber jede Menge Deko. Und das ist das Problem.

Als ich mein Zimmer betrat war mein erster spontaner Kommentar ‚och nee!‘. Ich habe mich auf Anhieb unwohl gefühlt, und mich eigentlich während des ganzen Aufenthaltes gefragt, woran das liegen könnte. Schlussendlich beantworten konnte ich das allerdings nicht.

Das Zimmer hatte eine etwas merkwürdige L-Form und ging zum sehr engen Innenhof. Das hat mir schon mal nicht gefallen, weil das auf mich räumlich sehr bedrückend wirkte, was vermutlich dadurch verstärkt wurde, dass ich mich im zweiten Stock befand, direkt über einer gläsernen Pyramide, die das Glasdach des sich im Erdgeschoss befindenden Restaurants ‚Neni‘ bildet. Allerdings ist die Innenhoflage sehr ruhig.

 

 

Das Bett war ausreichend gross, mir allerdings zu hart. Und vor allem war es so unglaublich hoch, dass ich fast schon ein Fussbänkchen gebraucht hätte, um da reinzuklettern. Die Kombination hart/hoch hat das Bett sehr ungemütlich gemacht und dummerweise war das im Zimmer fast der einzig mögliche Aufenthaltsort. Ansonsten gab es nur noch den sehr harten Holzstuhl ohne Kissen und eine nicht minder harte Holzbank am Fussende des Bettes, die aber wahrscheinlich sowieso nicht zum sitzen gedacht war, sondern nur als Ablage für diverse Dekosachen. Ich wusste also die ganze Zeit im Zimmer nicht so wirklich wohin mit mir, und sowas geht echt gar nicht.

Ich muss allerdings auch sagen: die Ausstattung des Zimmers insgesamt war unglaublich originell und optisch stimmig und hat mir im Grunde gefallen. Allerdings fühlt man sich in dem Zimmer eher wie in einer Kulisse – man sieht förmlich die Designer vor sich, die sich lange den Kopf zerbrochen haben, wie denn wohl ein hippes Bayern-Klischee-Ambiente umzusetzen wäre, was am Ende so originell ist, dass man locker jeden Design-Wettbewerb damit gewinnen kann. Das Ergebnis ist optisch gelungen, aber das macht eben noch lange kein Zimmer, in dem man sich wirklich gut fühlt.

 

 

Viel Design, wenig Funktion

 

Es gibt jede Menge Deko in dem Zimmer, die weitgehend witzig ist, aber entweder komplett überflüssig, oder aber nur sehr eingeschränkt funktional.

Am Fussende auf der Holzbank steht eine alte Reiseschreibmaschine, auf der man einen Brief schreiben kann. Schön, aber mir wäre ein Kissen auf dem harten Holzstuhl lieber gewesen. Es gibt ein cool aussehendes Telefon im Vintage-Design, aber es hat ja eigentlich jeder heutzutage sein eigenes Telefon dabei. Es gibt einen typisch bayerischen Holzfensterladen, der Licht ins Bad lässt, wenn er offen ist, aber der ist vom Zimmer aus zu öffnen, was vielleicht nicht so günstig ist, wenn man zu zweit das Zimmer bewohnt und einer grad im Bad ist. Es gibt neben ein paar Kleiderhaken und Bügeln auch einen sehr schmalen Garderobenschrank, der allerdings so hoch oben angebracht ist, dass man eine Stange braucht, um seine Sachen darin aufzuhängen. Die Stange ist vorhanden, aber wie unpraktisch ist das denn? Ausserdem ist dieser Schrank winzig klein und so versteckt, dass man ihn wahrscheinlich sowieso nicht findet. Die zwei vorderen ‚Füsse‘ des Bettes bestehen aus alten Büchern. Auch so ein Design-Spass, den man leicht übersieht und der überflüssig ist, aber eventuell der Grund dafür, dass das Bett so hoch ist. Weiss ich aber nicht, ist nur eine Vermutung.

 

 

Es gibt eine Maxime für gutes Design, die heisst ‚Form follows Function‘. Bei dieser Zimmereinrichtung ist es eher umgekehrt, wenn überhaupt: Function follows Form.‘ Und wenn nicht, ist es auch egal, dann geht auch Form ohne Function. Hauptsache hip und irgendwie originell.

 

25hours-Hotel München – Frühstück im Neni

 

Ein Frühstücksbuffet gibt es im ‚Neni‘, und zwar montags bis freitags von 6:30 bis 10:30 Uhr, und am Wochenende von 7:00 bis 11:30 Uhr. Das Buffet ist ganz ordentlich was Auswahl und Qualität angeht, aber nix Besonderes. Und kostet saftige 24 Euro, was auch oft kritisiert wird. Die Antwort der Neni-Betreiber lautet dann immer, dass dafür aber auch sehr viele regionale Bio-Produkte geboten würden, aber so richtig überzeugt die Antwort nicht. Ich finde es zu teuer, habe es aber trotzdem sehr genossen, und zwar schon alleine deshalb, weil die Atmosphäre im ‚Neni‘ absolut zauberhaft ist und die Einrichtung wirklich wunderschön. Dazu auch hier wieder überaus charmantes, junges Personal, wenn auch manchmal ein bisschen verpeilt.

 

 

 

‚Neni‘ – das Restaurant im 25hours ‚The Royal Bavarian‘

 

Das ‚Neni‘ hat natürlich auch abends geöffnet, und zwar täglich zwischen 17:30 und 23:00 Uhr. Es gibt die in allen ‚Nenis‘ übliche ‚eklektisch-orientalische‘ Küche, aber gepaart mit regionalen Einflüssen. Also  Mezze, Hummus und dergleichen. Room-Service gibt es im 25hours übrigens nicht, man muss sich das Essen selber im Restaurant abholen. Oder aber setzt sich in die Bar, dorthin werden auch kleine ‚Neni-Häppchen‘ geliefert. Überhaupt – die Bar.

 

 

‚The Boilerman Bar‘ – Whiskey, Highballs und roter Samt

 

Die ‚Boilerman Bar‘ befindet sich neben der Rezeption und ist jeden Tag ab 19 Uhr geöffnet, und das nicht nur für Hotelgäste, sondern auch für Einheimische. Die Bar ist nicht besonders gross und die Einrichtung ist selbstverständlich auch sehr speziell, mit viel rotem Samt und ausgestopften Tieren. Spezialität des Hauses sind ‚Highballs‘, obendrein gibt es eine grosse Auswahl an amerikanischen Whiskeys.

Und falls sich jemand langweilt: es gibt auch einige ganz gut gefüllte Bücherregale und ein Piano.

 

 

Und was noch? Fazit?

 

Man glaubt es kaum, aber die haben sogar einen kleinen Fitnessraum und eine Sauna. Ausserdem einen Shop, wo man jede Menge Design-Gedöns kaufen kann.

Und mein Fazit: so leid es mir tut, aber ich würde da nicht nochmal übernachten, obwohl ich mich wirklich herzlich willkommen gefühlt und selten so freundliche Angestellte erlebt habe. Entscheidend ist für mich aber, dass ich mich gerne im Zimmer aufhalte und das war nicht der Fall, obendrein fand ich das Bett schrecklich….aber das sind natürlich alles meine höchstpersönlichen Vorlieben bzw. Abneigungen. Viele Menschen mögen dieses Hotel und wenn dich das Design reizt und du das alles cool findest, dann lass dich von meinem Urteil nicht davon abhalten, da mal zu übernachten. Das Hotel ist nicht schlecht – es ist nur sehr speziell.

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25hours Hotel ‚The Royal Bavarian‘

Bahnhofplatz 1

80335 München

Tel.: 089/ 904 0010