Berlin – Am Kudamm geht wieder was

Die Gegend um den Kurfürstendamm, Tauentzienstrasse und Bahnhof Zoo wird auch City-West genannt und ist neuerdings wieder schwer im Kommen, wie überall zu lesen ist.

Direkt nach dem Mauerfall war das anders: da spielte sich alles Interessante im Ostteil der Stadt ab, und es schien tatsächlich so, als würde der Westen von Berlin für immer in der Bedeutungslosigkeit versinken, angesichts des aufregenden ‚New Berlin‘, was gerade an anderen Stellen der Stadt entstand.

Die Krönung dieser Entwicklung war, als 2006 der neue Hauptbahnhof in Berlin-Mitte in Betrieb genommen, und der Bahnhof Zoo vom Fernbahnhof zum Regionalbahnhof degradiert wurde.

Die Gegend um diesen Bahnhof war immer schon eher runtergekommen, mit äusserst hässlichen 50er – 70er-Jahre Bauten und sehr fragwürdigen Shopping-Arkaden voller Ramschläden, aber von da ab ging es gefühlt immer weiter bergab.

 

 

Plötzlich gab es aber eine unerwartete Wende und eine Zeitlang war die ganze Gegend eine einzige Baugrube .

Grossbaustellen gibt es zwar immernoch, aber mittlerweile ist vieles fertiggestellt, es gibt jede Menge neuer Läden und Hotels, und vor allem ist eine sehr spezielle Hochhaus-Architektur entstanden, die der ganzen Innenstadt ein völlig neues Gesicht gibt.

 

 

Ich persönlich finde das nicht unbedingt schön, da der Charakter dieser Gegend, der eben auch immer eine gewisse sehr traditionelle Berliner Piefigkeit repräsentiert hat, nicht aufgegriffen und weiterentwickelt, sondern einfach plattgemacht und auch hier durch eine ‚New Berlin‘ – Variante ersetzt wurde.

Wo das hingeht muss sich erst noch zeigen. Am Potsdamer Platz wurde diese Art von Städetbau ja zunächst bejubelt, mittlerweile hat da aber eine sehr grosse Ernüchterung eingesetzt, da viele Läden schliessen und es mehr und mehr Leerstand gibt. Mittlerweile befürchtet man sogar, dass die ganze Gegend dort zu einer Geisterstadt mutiert, da jetzt sogar das Casino angekündigt hat, dass es zurück in die City-West will.

Ich bin 1986 nach Berlin-West gezogen, als die Mauer noch stand. Damals war der Kurfürstendamm das Zentrum der geteilten Stadt und für mich ist es auch nach dem Mauerfall bis heute gefühlt so geblieben.

Ost-Berliner und Menschen, die in der DDR grossgeworden sind, sehen das verständlicherweise anders, für die ist und bleibt Alexanderplatz und Friedrichstrasse die Mitte der Stadt.

Bei meinem Aufenthalt im Hotel Zoo am letzten Wochenende habe ich die Gelegenheit genutzt, und mir die ganze Gegend gründlichst angeschaut – ist das da jetzt wirklich wieder eine Ecke, wo was los ist?

Die Antwort lautet eindeutig: JA! Was mir auffiel, war, dass unglaublich viele junge Leute dort unterwegs sind, viele davon äusserst hip. Ok, der Hipster-Faktor ist in Mitte nach wie vor grösser, aber früher war der Kudamm eher die Flaniermeile gesetzter mittelalter und älterer Menschen. Heute hat sich das Publikum und auch das Angebot an Läden und Gastronomie deutlich verjüngt.

Ein für Ur-Berliner unfassbares Highlight dieser Entwicklung: das alteingessene, sehr konservative Cafe Kranzler mit der berühmten rot-weissen Rotunde, Kudamm Ecke Joachimsthaler Strasse, wo früher die berüchtigten Wilmersdorfer Witwen ihre Kaffestunden zelebrierten wird seit neuestem von der Kette ‚The Barn‘ bewirtschaftet und man kann dort vor lauter  jungen, über-modischen asiatischen Touristen kaum noch treten, geschweige denn einen Platz finden.

 

 

Eine äusserst gelungene Innovation muss auch noch unbedingt erwähnt werden: das Bikini-Haus an der Budapester Strasse, gegenüber der Gedächtnis-Kirche.

Was früher auch eine Shopping-Arkade mit Touristen-Artikeln, Dönerbuden und Ramsch-Buchläden war, ist wiederauferstanden als äusserst attraktive Design-Shopping Mall, die völlig zu Recht ein echter Besuchermagnet geworden ist.

 

 

Ich kann nur sagen: fahrt mal hin und guckt. Wer länger nicht da war wird’s nicht wiedererkennen.

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