In einem besonders heissen Sommer, mit sehr schwülen, stickigen Nächten, kam der deutsche Comedian Wigald Boning auf die verwegene Idee, mal für einen längeren Zeitraum nur noch draussen zu übernachten.
Längerer Zeitraum heisst in diesem Fall: 204 Tage, ohne Unterbrechung, auch in Herbst und Winter. Und das Ganze nicht als Sonderprojekt innerhalb einer längeren Auszeit, sondern im Rahmen seines ganz normalen Alltags, also auch nach Auftritten, bei TV-Produktionen etc.
Ich war immer ein Fan von Wigald Boning. Mir gefällt die überaus kreative, hochintelligente Art, wie er mit Sprache umgeht, gepaart mit einer völlig durchgeknallten Albernheit – wie z.B. in dem bekannten Werbespot für eine japanische Automarke.
Dieser Wigald’sche Wortwahnsinn zusammen mit einem Projekt, welches ich als passionierter Hotelübernachter absolut nicht nachvollziehen kann, erschien mir sehr interessant und lesenswert….vor allem, wenn ich selber beim Lesen in einem Hotelbett liegen kann.
Um es aber gleich vorweg zu sagen: mich hat das Buch ein bisschen enttäuscht. Zwar war es sprachlich ein typischer Boning, wenn er etwa von pepitahütchentragenden Pensionären berichtet, die ihre Pudel ausführen. Oder wenn er in einer Landschaft aufwacht, deren Anblick ihn so überwältigt, dass er der Meinung ist, dafür neue Wörter erfinden zu müssen, da die schon bekannten für eine treffende Umschreibung nicht gut genug sind. Dabei herausgekommen sind u.a.: Österlich. Elysiös. Schlässig. Juwelesk.
Leider fehlte aber die Komponente mit der leichtfüssigen Albernheit. Zum einen erklärt er sehr ernsthaft ziemlich viel über Zelt- und Campingzubehör, und zum anderen ist sein Projekt physisch und psychisch äusserst anstrengend, was ihn immer verbissener werden lässt.
Ich könnte mir vorstellen, dass selbst die meisten eingefleischten Outdoor- und Campingfreunde bei gewissen Aktionen nicht mehr nachvollziehen können, warum er sich das antut.
Ich als Hotel-Fan kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn er von einer seiner schlimmsten Nächte erzählt, die er nach einem Auftritt im strömenden Regen auf einer Parkbank in Köln verbracht hat, und sich fürchterlich dabei quält, obwohl er eine, von seiner Produktionsfirma finanzierte, Zimmerkarte für das Savoy-Hotel in der Tasche hat.
Was das Buch wohl so schwierg macht ist, dass er selber am Schluss sagt, dass er gar nicht genau weiss, warum er dieses Projekt angefangen hat, und was er damit bezwecken wollte. Die Gründe, die ihm selber einfielen, wechselten täglich. Mal war es das Austesten der eigenen Grenzen, mal der Genuss des prasselnden Regens auf dem Zeltdach.
Da er selber nicht versteht, warum er das macht, versteht der Leser es auch nicht, und das irritiert. Trotzdem habe ich das Buch zuende gelesen, denn gerade durch die Tatsache, dass ich seine Motivation nicht nachvollziehen kann, geht eine gewisse Faszination von der Geschichte aus, die einen weiterlesen lässt.
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Aber mein Fazit lautet natürlich wie erwartet: ich schlafe weiterhin in Hotels.