Das Hotel Estrel ist das grösste Hotel Deutschlands. Es steht in Berlin. Das macht Sinn, denn Berlin ist ja schliesslich die Hauptstadt, und obendrein eine äusserst populäre Destination für Touristen aus aller Welt, mit dementsprechend grossem Bedarf an Hotelzimmern.
Riesig, aber dezentral
Aber, was ich irgendwie nie verstanden habe: das Estrel steht nicht irgendwo in der Stadtmitte, sondern relativ dezentral im Bezirk Neukölln. Wer baut sowas dahin? Was hat der sich dabei gedacht? Es gibt zwar direkt um die Ecke einen S-Bahnhof, aber ein Tourist, der dort absteigt, ist immer erstmal 20 – 30 Minuten unterwegs, bevor er an die touristisch interessanten Hotspots dieser Stadt gelangt. Warum sollte er das wollen? Diese Überlegung habe ich neulich auch mal ganz beiläufig in meinen Artikel über die interessantesten Berliner Bezirke einfliessen lassen, und darauf hingewiesen, dass es in Berlin jede Menge zentralere Hotels gibt.
Und dann die Überraschung: einen Tag nach Erscheinen dieses Artikels meldete sich die Pressedame des Estrel bei mir, und lud mich zu einer Hotelführung ein. Die Mail klang sehr selbstbewusst – das Estrel liegt zwar da, wo es eben liegt, aber davon abgesehen wissen die sehr wohl, was sie zu bieten haben. Und sind stolz drauf. Diese Haltung hat mir gefallen, deshalb habe ich die Einladung gerne angenommen. Bisher kannte ich das Hotel nur von aussen, und neugierig bin ich ja sowieso immer.
Das Estrel befindet sich, wie schon gesagt, im Bezirk Neukölln, in einem Industriegebiet. Von aussen betrachtet ist es zwar gross, wirkt aber architektonisch durchaus ansprechend.
Es liegt direkt am Neuköllner Schifffahrtskanal und hat eine eigene Bootsanlegestelle, von wo aus man zweimal täglich zu einer vierstündigen Rundfahrt per Schiff durch die Berliner Innenstadt starten kann.
Am Ufer gibt es den ‚Sommergarten‘: einen Biergarten, einen kleinen Strand mit Liegestühlen und die Terrassen, wo man gut sitzen, und den Blick aufs Wasser geniessen kann.
Europas grösster Convention-, Entertainment- und Hotelkomplex
Das Estrel ist nicht einfach nur ein Hotel, sondern überdies noch ‚Convention- und Entertainmentcenter‘. Neben den 1125 Zimmern und Suiten plus einer Präsidentensuite, gibt es noch insgesamt 25.000 qm Veranstaltungsfläche, die sich auf diverse Hallen, Säle und insgesamt 75 Tagungsräume verteilt. Dort finden jedes Jahr unzählige Kongresse und Grossveranstaltungen statt, und praktischerweise können die Teilnehmer dann direkt vor Ort auch übernachten.
Vor dem Schlaf lockt aber erst noch das Entertainmentangebot des Hauses: seit mittlerweile 20 Jahren finden dort die Show-Produktionen von ‚Stars in Concert‘ statt, wo die weltbesten Doppelgänger so berühmter Persönlichkeiten wie z.B. Madonna, Robbie Williams, Marilyn Monroe, Elvis, Michael Jackson oder Tina Turner auftreten.
Herzstück des Komplexes ist das ‚Atrium‘ mit Sitzgruppen, diversen Restaurants, Rezeption, Minimarkt und Concierge. Einen Fitness- und Wellnessbereich gibt es natürlich auch.
Die Stadt in der Stadt
Im Grunde ist das Estrel eine kleine Mini-Stadt, die man gar nicht verlassen muss, weil man dort alles findet, was man braucht. Und hier liegt auch der Sinn des Ganzen: ursprünglich war dieser riesige Komplex als Bürostandort geplant, aber dann hat der Besitzer, der Bauunternehmer Ekkehard Streletzki, sich umentschieden, und stattdessen ein Kongresszentrum mit Hotel daraus gemacht. Und es ist noch lange nicht Schluss: geplant ist noch ein weiterer Hoteltower mit zusätzlichen 800 Zimmern. Wenn der mal fertig ist, ist das Estrel nicht nur das grösste Hotel Deutschlands, sondern das allergrösste, welches alle anderen quasi uneinholbar abgehängt hat.
Ich kann die Sache ja nur von aussen beurteilen, aber für Kongresse scheint das ein wirklich optimaler Ort zu sein. Und zwar gerade wegen der Lage, denn anscheinend bleiben die meisten Teilnehmer wirklich die ganze Zeit dort, anstatt irgendwo in Berlin rumzulaufen. Wie mir die Pressesprecherin Frau Meier erklärte, gäbe das deshalb hervorragende Gelegenheiten zum Networken, was die Veranstalter höchst erfreulich finden.
Das Hotel ist in den Kongressphasen immer mehr oder weniger ausgebucht, und dementsprechend sind auch die Zimmerpreise recht gehoben, ab 155 Euro für ein Standardzimmer ohne Frühstück. Die Kongressteilnehmer bilden mit 70 Prozent auch die grösste Gruppe der Hotelgäste.
Bei meinem Besuch fand gerade ein Kongress statt und das Haus war komplett voll. Deshalb konnte ich leider kein Standardzimmer besichtigen, sondern nur eine Suite. Die fand ich allerdings ziemlich ansprechend. Das Design der Hotelzimmer ist eher schlicht und zeitlos, Ausnahme bilden nur zwei Suiten, die mit Antiquitäten eingerichtet sind, sowie die 250 qm grosse Präsidentensuite, die sich der Hotelbesitzer ganz nach seinem Geschmack eingerichtet hat, mit viel Marmor und jeder Menge Kunst.
Ob das Hotel für dich in Frage kommt hängt vermutlich in erster Linie davon ab, wie wichtig die Lage deiner Unterkunft für dich ist. In den Zeiten ohne Kongresse gehen die Zimmerpreise deutlich runter, und du bekommst eine Übernachtung in diesem 4 Sterne Plus-Hotel zu einem annehmbaren Preis. Man muss natürlich grosse Hotels mögen, ein gewisses Bahnhofshallen-Feeling ist bei dieser Grössenordnung wohl nicht zu vermeiden.
Atrium und Restaurantbereiche werden gerade umgestaltet und modernisiert. Eine gestalterische Besonderheit: es gibt überall in den öffentlichen Bereichen mobile, vertikale Pflanzenwände, die von einem italienischen Gärtner betreut werden. Diese Pflanzen sehen so perfekt aus, dass sie auf den ersten Blick künstlich wirken, sie sind aber echt. Woran das liegt habe ich auch erfahren: besagter italienischer Gärtner liest allen Pflanzen einmal wöchentlich Gedichte vor, damit sie besser gedeihen. Muss ich bei meinen Pflanzen unbedingt auch mal ausprobieren, scheint ja zu funktionieren.
Mein Fazit: ein hochprofessioneller Betrieb, in allen Bereichen.
Nochmals vielen Dank an Miranda Meier vom Estrel für die ausführliche Besichtigungstour.
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