Advent im Elsass

Anfang Dezember habe ich eine wunderschöne Adventsreise durchs Elsass gemacht: weihnachtlich geschmückte Städte und Dörfer, Weihnachtsmärkte, elsässische Traditionen, Lebkuchen und vieles mehr.

Losgefahren bin ich allerdings mit ganz viel Bauchgrummeln. Der Besuch von Weihnachtsmärkten in der heutigen Zeit ist leider kein unbeschwertes Vergnügen mehr. Das gilt für alle Länder Westeuropas, aber eben besonders auch für die Region Frankreich/ Belgien.

Und tatsächlich haben sich meine Befürchtungen als berechtigt erwiesen: am Dienstag, den 11. Dezember 2018 gab es einen Terror-Anschlag am Rande des Straßburger Weihnachtsmarktes mit mehreren Toten und Verletzten.

Mir selber ist nicht passiert. Ich war zwar auch auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg, aber nicht an dem Tag, sondern am Freitag davor.

Dieser Blogartikel war natürlich vorab fest eingeplant. Nach meiner Rückkehr habe ich aber einige Tage intensiv überlegt, ob ich ihn wirklich schreiben soll. Ist es angemessen, über die stimmungsvolle elsässische Vorweihnachtszeit zu schreiben, nachdem sowas passiert ist? Viele Headlines und Formulierungen, die ich für den Artikel im Kopf hatte, könnten doppeldeutig verstanden werden und dadurch möglicherweise zynisch oder ignorant klingen.

Ich habe mich dann doch dafür entschieden, den Artikel zu schreiben. Advent im Elsass ist wirklich ganz besonders schön. Viele Einwohner dieser Region sind mit unglaublich viel Leidenschaft und Herzblut dabei, diesen Weihnachtszauber entstehen zu lassen, und auch das möchte ich mit diesem Artikel würdigen.

Es gibt in diesen Zeiten, in denen wir leben, eine allgegenwärtige terroristische Bedrohung. Es kann jeden überall treffen, nicht nur auf Weihnachtmärkten. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Wie man am besten damit umgeht und welche Risiken man eingehen möchte, kann jeder nur für sich selbst entscheiden.

 

 

Colmar: die heimliche Weihnachtshauptstadt

Standort meiner Reise war das Hotel Mercure Unterlinden im kleinen Städtchen Colmar. Ich war vorher noch nie im Elsass, und hatte eigentlich von Straßburg in Sachen Weihnachtsmarkt das Meiste erwartet, aber da hatte ich mich gründlich getäuscht.

Colmar, genauer gesagt, die Altstadt von Colmar ist unglaublich malerisch. Das ist zu jeder Jahreszeit so, aber in der Weihnachtszeit ist es einfach unglaublich, weil jedes Haus, jede Strassenecke, jede Brücke über und über weihnachtlich geschmückt ist. Das Ganze hat eine Dimension, die ich mir vorher gar nicht vorstellen konnte, und die ich auch noch nie zuvor so erlebt habe. Die Bewohner versuchen sich anscheinend alle gegenseitig mit ihren Dekorationen zu übertreffen, sodass dass man sich die ganze Zeit fragt, wie man kollektiv nur so dermassen übertreiben kann. Aber gleichzeitig ist alles einfach nur umwerfend schön.

 

 

Es gibt an mehreren Stellen der Altstadt Weihnachtsmärkte, aber weil die ganze Altstadt durchgängig weihnachtlich geschmückt ist entsteht der Eindruck, dass alles zusammenhängt und man sich in der Weihnachtshauptstadt der Welt befindet.

 

 

 

Die ganze Adventszeit über finden zusätzlich besondere Events statt. Besonders schön fand ich beispielsweise das Weihnachtssingen der Kinder. Colmar hat ein von Kanälen durchzogenes Viertel namens ‚Petite Venise‘. Man kann sich das ganze Jahr über auf grossen Ruderbooten über diese Kanäle schippern lassen. Aber mittwochs und samstags um 17 Uhr fahren in der Adventszeit verschiedene Kinderchöre auf diesen Booten durch die Altstadt und singen Weihnachtslieder – das ist wirklich ein Traum und da wird wahrscheinlich auch den grössten Weihnachtshassern warm ums Herz.

 

 

Mein Tipp: einfach hinfahren, sich durch die Gassen treiben lassen und geniessen. Der Markt öffnet gegen Mittag und endet um 19 Uhr.

Mein Hotel Mercure lag strategisch äusserst günstig, direkt am Eingang der Altstadt. Ich fand das Hotel und seine Mitarbeiter sehr freundlich und sympathisch, allerdings sind die Zimmerpreise absolut gepfeffert. Die Hotelkette Mercure liegt vom Standard her etwas über dem Ibis und für gewöhnlich kostet sowas unter 100 Euro. Hier werden mindestens 155 Euro verlangt, an vielen Tagen aber über 200 Euro. Frühstück für 16 Euro 50 pro Person kommt gegenbenfalls noch dazu. Ganz ehrlich: das Hotel ist grundsätzlich okay, aber da schnappt man schon nach Luft.

 

 

Echte Weihnachtshotspots: Riquewihr und Eguisheim

Im Elsass gibt es auch jede Menge sehr sehenswerte kleine Dörfer, von denen ich vor dieser Reise noch nie was gehört hatte. Manche sind einfach nur architektonisch hübsch, in anderen wiederum herrscht obendrein auch noch ein derartiger Weihnachtswahnsinn, dass sie fast genau solche Besuchermagneten sind, wie die grösseren Orte.

Mein Favorit aus dieser Kategorie ist das Örtchen Riquewihr. Da ich es vorher nicht kannte hatte ich rein gar nichts erwartet, bin aber sofort in helle Begeisterung ausgebrochen, als ich die Altstadt betreten habe.

 

 

Der eigentliche Weihnachtsmarkt ist nicht sehr gross und liegt vom Hauptparkplatz aus gesehen etwas vor der Altstadt. Die Altstadt selber ist aber auch durchgängig genauso bombastisch weihnachtlich geschmückt wie Colmar, und mit den vielen kleinen Nebenstrassen unglaublich hübsch und schnuckelig.

Riquewihr ist auf seine Weise mindestens so schön wie Colmar und steht ganz oben auf meiner Favoritenliste.

 

 

Und auch auf dieser Liste steht Eguisheim. Leider hat es den ganzen Tag geregnet und war dementsprechend ungemütlich als ich da war, aber trotzdem fand ich es wunderschön.

Eguisheim ist dekorationstechnisch gesehen erheblich dezenter als die anderen Orte, hat aber wohl schon mal den Titel ’schönstes elsässisches Dorf‘ bekommen und das auch völlig zu Recht.

Auch hier wieder eine kleine, verwinkelte Altstadt, aber mit der Besonderheit, dass sich gefühlt in jedem dritten Haus eine Weinhandlung befindet, die kostenlose Weinproben anbietet.

Am Ortsausgang, gegenüber des Busparkplatzes, hat der grösste Weinhersteller des Elsass einen beeindruckenden Verkaufsraum eingerichtet, auch mit Gratis-Verkostung und Multimedia-Show. Ich bin da eher zufällig reingelaufen und habe dann auch gleich mal einen klassisch elsässischen Gewürztraminer probiert. Kann ich empfehlen – sowohl den Wein, als auch das ganze Drumherum.

Übrigens wurde im Elass angeblich auch der Weihnachtsbaum erfunden. Wo und wie genau, darüber wird gestritten, aber häufig hört und liest man, der Ursprung läge im Örtchen Selestat. Ob das stimmt weiss ich nicht, ich habe den Ort besucht und es war nicht wirklich was los, aber es gab tatsächlich ein vegetarisches Restaurant und einige schöne Gebäude, wie das auf dem nachfolgenden Bild.

 

 

Straßburg: die europäische Weihnachtshauptstadt

 

Diesen Titel hat sich Straßburg selber verliehen und  so steht es auch in Leuchtschrift am Eingang zur Altstadt.

Ich muss sagen, mich hat Straßburg eher enttäuscht. Ich wollte da immer schon hin und fand es auch ganz nett, aber gegen Colmar und Riquewihr kommt Straßburg weihnachtstechnisch gesehen nicht an.

Der Unterschied liegt in der Größe. Straßburg ist natürlich kein kleines Dorf und der Weihnachtsmarkt erstreckt sich mit Unterbrechungen über ein sehr großes Gebiet. Hauptmarkt ist auf der Place Kleber, aber auch um das Münster herum finden sich sehr viele Buden.

Wie in den anderen vorher besuchten Orten gibt es auch in Straßburg einige von diesen unglaublich kreativ geschmückte Häusern, aber an vielen Fassaden gibt es gar keine Weihnachtsdeko. Dadurch fehlt dieses dichte, intensive Flair, was die anderen Orte alle haben, und das Gesamtbild wirkt dann eher durchschnittlich, wenn auch mit einigen echten Highlights.

 

 

Selbstverständlich ist es überall wahnsinnig voll. Um die Mittagszeit geht es noch, aber so ab 16 Uhr ist fast kein Durchkommen mehr.

Mein Tipp: es ist wahrscheinlich schlau, zuerst nach Straßburg zu fahren, und dann erst in die anderen Orte. Dadurch steigt die Weihnachts -Ekstase kontinuierlich an, anstatt den Höhepunkt am Anfang zu haben, und dann abzufallen.

 

Kunst und Kultur im Elsass

 

Falls nach dem x-ten Glühwein und Weihnachtsmarkt irgendwann Weihnachtsüberdruss herrschen sollte, und man zur Abwechslung auch mal was anderes machen will, gibt es an allen Orten natürlich auch jede Menge Alternativen.

In Straßburg kan man schön shoppen, aber selbstverständlich auch das berühmte Straßburger Münster besichtigen. Auch hier muss man sich aber auf Wartezeiten einstellen, da die Schlangen beim Einlass wie überall im Laufe des Tages immer länger werden.

Obendrein wird der Einlass zu bestimmten Zeiten ganz gestoppt. Grund dafür ist die berühmte astronomische Uhr, die sich auch im Münster befindet, und bei der es zu bestimmten Uhrzeiten  besonders viel an Figurenbewegung zu sehen gibt. Hierfür muss man extra zahlen und sich vorab ein Ticket besorgen.

 

 

Mehr Infos über Straßburg mit Öffnungszeiten etc.:

www.otstrasbourg.fr/de

 

 

Für die Kunsthistoriker

Für kunsthistorisch interessierte Menschen ist der Besuch im Museum Unterlinden in Colmar ein absolutes Muss. Hier gibt es den berühmten ‚Isenheimer Altar‘ des Künstlers Matthias Grünewald zu bewundern. Der Altar stammt aus dem 15.Jahrhundert und ist wirklich beeindruckend.

 

Unterlinden-Museum

1, Rue des Unterlinden

68000 Colmar

www.musee-unterlinden.com

 

 

Gleich um die Ecke in der Dominikanerkirche befindet sich ein weiteres bedeutendes Meisterwerk: die ‚Madonna im Rosenhag‘ von Martin Schongauer. Dieses Werk hat zwar eine erheblich kleinere Dimension, als der ‚Isenheimer Altar‘, aber Anschauen lohnt sich auch hier.

 

Eglise de Dominicains

Place de Dominicains

68000 Colmar

 

Mehr Infos über Colmar, auch über die Sonderveranstaltungen in der Weihnachtszeit:

https://www.tourisme-colmar.com/de

 

 

Elsässische Traditionen

 

Wer etwas über elsässische Tradition und Lebensweise in vergangenen Jahrhunderten erfahren möchte, kann das Ecomusee in Ungersheim besuchen. In diesem Freilicht-Museum sind original elsässische Häuser aus allem möglichen Ecken der Region in Form eines typischen Dorfes aufgebaut. Man kann sehen, wie dort gelebt und gearbeitet wurde, da in vielen Häusern auch die traditionellen Handwerksberufe in den originalen Werkstätten vorgeführt werden  – Schmiede, Ölmühle etc. Das Museum ist auch für Kinder sehr interessant und es empfiehlt sich, eine geführte Tour mitzumachen. Auch wichtig: mindestens einen halben Tag einplanen, es gibt wirklich viel zu sehen und das Museumsgelände ist so groß, dass man sich locker drin verlaufen kann. Und unbedingt die Wettervorhersage im Blick haben: als ich da war hat es in Strömen geregnet und war kalt, das hat die Begeisterung ziemlich gedämpft und deshalb gibt es auch keine Bilder.

 

Ecomusee d’Alsace

Chemin du Grosswald

68190 Ungersheim

https://www.ecomusee.alsace/de

 

 

 

Kulinarik im Elsass: nix für Veganer

 

 

Ich bin ja Vegetarierin und tendiere stark in Richtung vegan. In Frankreich tue ich mich mit dem typischen Essen erfahrungsgemäss ziemlich schwer, aber im Elsass fand ich’s nochmal besonders schwierig und unbefriedigend.

Grund: es gibt zwar vor allem in den sehr touristischen Regionen mittlerweile durchaus einige vegetarische Angebote, aber man merkt merkt immer noch deutlich, dass sich die meisten Franzosen ein Leben ohne Fleisch nicht wirklich vorstellen können. Und eigentlich auch nicht wollen. Finde ich völlig ok, jeder soll essen was er möchte, aber speziell als Veganer steht man immer wieder vor neuen frustrierenden Herausforderungen, weil überall in erster Linie nur ‚Typisches aus der Region‘ erhältlich ist. Heisst nicht, dass man nie was findet, aber man muss halt suchen.

Was ist typisch für die elsässische Küche? Schnecken, Austern, Gugelhupf und Gewürztraminer. Flammkuchen – meistens mit Speck. Gänseleberpastete. Maronen (vegan!). Alle möglichen Käsespezialitäten, vor allem sehr gerne Ziegenkäse. Und ganz besonders: Choucroute. Das ist ein Riesenberg Sauerkraut mit Würsten und Fleischstücken, quasi eine Art Schlachtplatte.

Dann gibt es natürlich neben dem Gewürztraminer noch jede Menge andere fantastische elsässische Weine – meistens Weissweine, wie Riesling, Pinot Gris und Sylvaner. Einziger Rotwein aus der Region ist der Pinot Noir.

Und ansonsten: Lebkuchen! Auf französisch: Pain d’Epices. Auch den gibt es an jeder Ecke in allen erdenklichen Ausführungen. Für Lebenkuchenfans gibt es im Dörfchen Gertwiller, der ‚Lebkuchenhauptstadt‘ des Landes, zwei Top-Adressen, wo man mehr über die Herstellung und Geschichte dieses (Weihnachts-) Gebäcks erfahren kann.

Zum einen die Bäckerei Lips, wo man in der Backstube dem Chef und seinem Team bei der Arbeit zuschauen kann, und nebenbei natürlich eine Menge Kostproben bekommt.

Danach kann man sich im Shop nebenan eindecken, und dann noch eine Etage höher das private ‚Lebkuchenmuseum‘ besuchen. Dort hat der Chef über Jahrzehnte alles zusammengetragen, was irgendwie mit Lebkuchen oder aber elsässichen Traditionen zu tun hat. Das Sammeln ist neben dem Backen seine zweite grosse Leidenschaft, und er unterbricht gerne immer mal wieder seine Arbeit, um Besuchergruppen etwas zu seinen  gesammelten Schätzen zu erzählen.

 

 

 

Für Lebkucheninteressierte mit Kindern gibt es im selben Ort noch ein weiteres Museum, wo die Lebkuchenherstellung ein bisschen kindgerechter dargeboten wird: ‚Le Palais du Pain d’Epices‘. Dort fühlt sich jeder wie im Schlaraffenland – nicht nur die Kinder.

 

Pain d’Epices Lips

110, Rue Principale

67140 Gertwiller

www.paindepices-lips.com

 

 

Le Palais du Pain d’Epices

144, Route de Strasbourg

67140 Gertwiller

www.lepalaisdupaindepices.com

 

 

Weihnachtszeit im Elsass – mein Fazit

 

Jederzeit gerne wieder – Advent im Elsass ist was ganz Besonderes und wirklich zauberhaft schön. Anreise beispielsweise nach Colmar geht bequem mit der Bahn.

Ich selber habe eine organisierte Bustour unternommen und fand das ziemlich vorteilhaft und bequem.

Für Individualreisende, die nicht nur Colmar und Straßburg, sondern auch die kleinen Dörfer besichtigen möchten, empfiehlt sich die Anreise mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrmitteln scheint mir das nicht machbar zu sein.

Sämtliche Märkte und Orte sind natürlich an allen Tagen sehr gut besucht, aber an Wochenenden ist der Andrang dermassen groß, dass man seine Elsass-Tour nach Möglichkeit lieber unter der Woche machen sollte.

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