Sylt: Ich will zurück nach Westerland…….oder?

Kennt ihr das Lied ‚(Ich will zurück nach) Westerland‘ von der Band ‚Die Ärzte‘? Das habe ich immer im Kopf, wenn ich auf Sylt ankomme. Der Text dieses Liedes ist ziemlich sarkastisch, und wenn man Westerland zum ersten Mal sieht, versteht man sicherlich auch sofort, warum.

Westerland: Traumstrand und Plattenbauten

Für die meisten Menschen beginnt der Sylt-Urlaub mit der Ankunft in Westerland, dem grössten Ort der Insel. Hier befindet sich der Hauptbahnhof, wo sowohl die Personen-, wie auch die Autozüge ankommen. Man kann Sylt auch mit dem Flugzeug erreichen, der Flughafen befindet sich auch in Westerland, allerdings am Ortsrand.

Wenn du mit dem Zug anreist bist du gleich mittendrin, und triffst als erstes auf sehr merkwürdige grüne Gestalten, die den etwas eigenwilligen Kunstgeschmack der Sylter schon mal ganz gut repräsentieren.

Rechts vom Bahnhof geht es nach ‚Alt-Westerland‘, dem ursprünglichen Ortskern mit der Kirche St. Niels.

Das heutige Zentrum Westerlands liegt links vom Bahnhof und ist in zwei Minuten erreicht. Kern des Zentrums ist eine Fussgängerzone mit vielen Geschäften und Restaurants. Die zwei Hauptstrassen dieser Fussgängerzone heissen Friedrichstrasse und Strandstrasse, und beide führen zum Hauptstrand von Westerland.

Besonders schön ist diese Fussgängerzone nicht, und auch in keinster Weise Sylt-typisch, sondern sie könnte sich genauso auch in irgendeiner x-beliebigen norddeutschen Kleinstadt befinden. Ok, wenn man von den Souvenirläden mal absieht. Richtig hässlich wird es allerdings, wenn du dich dem Strand näherst, denn dort stehen jede Menge riesige Plattenbauten aus den 60er Jahren, die das Gesicht Westerlands sehr prägen.

Urlaub in der ‚Platte‘

In diesen Hochhäusern befinden sich unzählige Ferienwohnungen und hier gilt es aufzupassen: eine Unterkunft mit Meerblick ist in Westerland nur möglich, wenn du in einem dieser Hochhäuser dein Quartier hast. Einzige Ausnahme ist das Traditionshotel ‚Miramar‘, auf dem unteren Bild rechts. Aber: nicht alle diese Hochhausappartments haben tatsächlich auch Meerblick. Viele Anbieter dieser Ferienwohnungen werben mit ’nur 2 Minuten zum Strand‘ und ‚Meerseite‘. Und das heisst: wenn man dort unterkommt, befindet man sich in zweiter Reihe und schaut auf die Fassaden der Hochhäuser, die in erster Reihe stehen. Es mag ja sein, dass das manchen Leuten nichts ausmacht, aber ich finde es da absolut grauenhaft und würde in schwerste Depressionen verfallen, wenn ich da meinen Urlaub verbringen müsste. Dass es nur 2 Minuten zum Strand sind, würde mir dann auch nicht weiterhelfen. Über den Unterschied zwischen ‚Meerblick‘ und ‚Meerseite‘ habe ich übrigens schon mal einen ganzen Artikel verfasst. In Westerland ist es extrem wichtig, diesen Unterschied zu kennen, und die Beschreibung der Ferienwohnung ganz genau zu studieren, damit man nicht böse reinfällt.

Die können auch anders: Friesenstyle-Häuser

Es ist aber nicht alles hässlich in Westerland. Speziell südlich der Friedrichstrasse gibt es ein sehr grosses Wohngebiet mit grösstenteils neu erbauten kleinen Häusern im Friesenstil, die wirklich schön sind. An vielen Ecken Westerlands liegen schön und hässlich direkt nebeneinander, aber dieses Gebiet ist durchgängig schön und unglaublich idyllisch. Strandzugang hat man von dort auch, allerdings keinen Meerblick aus den Häusern, da fast der gesamte Ort von hohen Deichen geschützt ist, und die versperren zwangsläufig die Sicht.

 

Jubel, Trubel, Westerland

Westerland ist vor allem eins: voll. Und zwar nicht nur zur Hauptsaison im Juli und August, sondern mindestens von Mai bis September. In diesen Monaten hatte ich meine bisherigen neun Sylt-Aufenthalte und habe es dort noch nie wirklich leer erlebt, es wechselt nur jeweils die Gästezusammensetzung. Während der Sommerferien sind logischerweise sehr viel Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter da, mit dem Nebeneffekt, dass zu dieser Zeit auch die Teenagerquote auf der Insel recht hoch ist. Und das kann manchmal ein bisschen anstrengend sein. Ausserhalb der Sommerferien urlauben dort viele ältere Menschen, aber oft auch mit vielen ganz kleinen Kindern, was dann einen allseits erhöhten Kreischfaktor mit sich bringt.

Für alle Zeiten aber gilt: Schlange stehen ist angesagt. Ob morgens beim Bäcker, oder wie auf den Bildern am Eisverkaufsschalter oder an der Edelfisch- und Champagnerbude – der Andrang ist gross.

Life is a beach

Hauptattraktion ist und bleibt aber natürlich der Strand. Auf Sylt musst du als Gast Kurtaxe zahlen und erhälst dafür eine ‚Gästekarte‘, die du an jedem Strandzugang vorzeigen musst. Die Kontrollen sind sehr streng, und wenn du keine Gästekarte hast, musst du den Tagessatz zahlen, der in der Saison 2017 je nach Gemeinde zwischen 3 und 4 Euro pro Tag liegt. Als Übernachtungsgast bekommst du die Gästekarte von deinem Vermieter oder in deinem Hotel, dort zahlst du auch den entsprechenden Betrag und musst dich weiter um nix kümmern, ausser natürlich, die Karte immer dabei zu haben. Falls nicht: abends kommt man ohne Kontrolle an den Strand, an den Hauptzugängen wird aber jeden Tag sehr lange kontrolliert, während ein paar hundert Meter weiter die Kontrollettis schon Feierabend gemacht haben. Ich schreibe das hier nur, damit du nicht doppelt bezahlst, weil du deine Karte vergessen hast, und nicht etwa, um dich zum ’schwarz-an-den-Strand-gehen‘ aufzufordern. Mit dieser Kurabgabe werden sehr wichtige Sachen mitfinanziert, wie z.B. die Rettungsschwimmer etc., deshalb ist sie schon sinnvoll, und keinesfalls einfach nur ärgerliche Touristenschikane. Umstritten ist diese Abgabe allerdings schon, und es wird oft über eine Abschaffung oder Neugestaltung diskutiert.

Klassisch sind natürlich die Strandkörbe, die in dieser Saison am Hauptstrand von Westerland 11 Euro pro Tag kosten, aber etwas weiter abseits, oder an anderen Orten deutlich billiger sein können.

Du kannst am Strand endlos weit laufen, von einem Ort zum nächsten. Südlich von Westerland liegt Rantum, nördlich geht es erst nach Wenningstedt, dann nach Kampen. Wenn du keine Lust hast, den Rückweg auch zu Fuss zu machen, kommst du problemlos von überall mit dem Bus wieder nach Westerland. Das Linienbusnetz ist sehr gut ausgebaut, und während der Hauptsaison kommt teilweise alle 15 Minuten ein Bus.

Ich habe bisher fast jedes Mal in Westerland gewohnt, wenn ich auf Sylt war. Das hatte aber mehr praktische Gründe, ich fand diese Hochhauskulisse immer sehr gruselig. Mittlerweile ist es mir da aber auch zu trubelig, deshalb habe ich bei meiner letzten Reise zum ersten Mal auch ein paar Tage in Hörnum verbracht, was sich als sehr angenehmer Kontrast rausgestellt hat. Der Bericht über Hörnum und über das wunderbare Hotel Budersand folgt noch – zur Zeit gibt’s hier auf meinem Blog jeden Montag einen neuen Artikel, es lohnt sich also, immer mal wieder reinzuschauen.

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