Bahnreise plus Hotelübernachtung – mein erster Mini-Trip zu Corona-Zeiten

Hurra, es ging endlich wieder los – letztes Wochenende habe ich mich aufgerafft, und meinen ersten Mini-Trip zu Corona-Zeiten gemacht.

Die 3 Monate davor sind bei mir verlaufen wie bei vielen anderen Menschen auch: vorwiegend in der eigenen Wohnung. Bei mir kamen dann noch jede Menge gecancelte Reisen dazu, und zwar soviele, dass ich sogar einen eigenen Artikel darüber verfasst habe.

Irgendwann war zumindest das Reisen in Deutschland wieder möglich. Aber: ich sass immernoch wie festgeklebt auf dem heimischen Sofa, konnte mich zu nichts aufraffen und hatte sehr schlecht Laune deswegen.

Ich gebe ehrlich zu: auch wenn ich diese ganzen Maßnahmen durchaus einsehe, gehen sie mir doch mächtig auf die Nerven. Während der sehr eingeschränkten Corona-Phase habe ich das Haus nur zwecks Einkauf verlassen, und jedes Mal zugesehen, dass ich das so schnell wie möglich hinter mich bringe. Mich nerven die Masken sehr, ich kann nicht gut damit atmen, mir wird es ziemlich warm und schwitzig dahinter, und bin immer sehr froh, wenn ich in Bereiche komme, wo ich keine tragen muss.

Spaziergänge lassen sich natürlich hierzulande auch ohne Maske machen, aber auch dazu konnte ich mich nur selten aufraffen. Und habe sicherlich was verpasst, denn das touristenfreie Berlin zu erleben wird voraussichtlich so schnell nicht wieder möglich sein.

Irgendwann habe ich allerdings festgestellt, dass ich ziemlich schlecht Laune habe, und zwar ständig. Am Anfang der Corona-Krise war das noch nicht so, da habe ich die ruhige Zeit zuhause sehr genossen, aber irgendwann meldet sich halt mein Reise-Gen wieder zu Wort, und lässt mich immer quengeliger werden.

Mir war schon klar, dass die schlechte Laune vom Nicht-Reisen kommt und dass ich einfach wieder losfahren könnte, zumindest innerhalb Deutschlands. Aber andererseits: der Gedanke an das Maskentragen in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Hotels, und auch die allgegenwärtigen Hygienemaßnahmen haben jegliche Reiselust gleich wieder im Keim erstickt. Dass mir so eine Reise Spass machen würde, konnte ich mir irgendwie ganz und gar nicht vorstellen.

Und trotzdem: angesichts des Stimmungstiefs habe ich mir irgendwann gesagt, dass ich es zumindest mal ausprobieren muss. Gar nicht selten sind die Dinge dann ja doch deutlich weniger wild und furchtbar, als man sie sich vorgestellt hatte.

Um mal ganz vorsichtig zu starten habe ich mich dazu entschlossen, meine noch verbliebene Familie in meinem Heimatort in NRW zu besuchen und mich dort in den Garten zu setzen.

 

 

Diese Aktion umfasst ein Zugfahrt von Berlin nach Rheda-Wiedenbrück mit Umstieg in Bielefeld, zuerst mit einem ICE, dann mit einer Regionalbahn.

Übernachten tue ich dort immer in einem meiner Lieblingshotels: dem Königs in Rheda-Wiedenbrück. Über das Hotel habe ich hier schon ausgiebig berichtet. Ich freue mich immer wieder sehr, wenn es dahin geht, und das Hotel ist auch in meiner Hotel Top 10-Liste für 2019 gelandet, weil es mich einfach immer wieder überzeugt.

 

Fahren mit der Deutschen Bahn zu Corona-Zeiten

 

 

Mit dem Thema Deutsche Bahn und Corona hatte ich vorab schon eine Menge zu tun gehabt, da ich die meisten meiner gecancelten Reisen mit dem Zug machen wollte, und alle Tickets zurückgeben musste.

Es gab und gibt auch noch besondere Kulanz-Regeln, aufgrund derer ich alle meine eigentlich nicht stornierbaren Supersparpreis-Tickets gegen Gutscheine eintauschen konnte – das fand ich natürlich ziemlich prima.

Krönung war allerdings ein Ticket von Berlin nach Prag, das ich mir ausnahmsweise als Papierticket habe schicken lassen statt als e-Ticket. Das musste dann nebst ausgedrucktem Formular eingeschickt werden. Formularausdrucken ging mangels funktionierendem Drucker bei mir gerade nicht, deshalb habe ich einfach meine Kontaktdaten dazugeschrieben und um Überweisung aufs Konto gebeten. Genauer gesagt: ich habe es in etwas genervtem Ton schriftlich gefordert. Und man glaubt es kaum: das haben die widerspruchslos gemacht, und zwar auch noch ziemlich schnell. Kein Gutschein, sondern Geld zurück, und das alles ohne Formular – ich war echt platt und die Deutsche Bahn konnte damit bei mir ganz schön viele Punkte sammeln, genau wie mit dieser ganzen derzeitigen Kulanz.

Welche Kulanzregeln gerade gelten ändert sich natürlich ständig je nach Lage, deshalb ist es ratsam, sich direkt vor Ticketkauf auf der DB-Webseite nochmal zu informieren, da stehen logischerweise die aktuellsten Infos. Früher oder später wird es ja leider vorbei sein mit der schönen Corona-Kulanz.

 

Deutsche Bahn und Corona – welche Hygienevorschriften gelten?

 

Meine Information vor der Reise, die am 12.6.2020 begann, war, dass in den Regionalzügen Mundschutzpflicht gilt, in den Fernzügen aber nicht.

Wie ich dann feststellen musste, war das inzwischen schon wieder anders, mittlerweile muss man in allen Zügen Mund-Nase-Schutz tragen, ausser natürlich beim Essen und Trinken.

Gross angekündigt war auch, dass öfter als sonst in den Zügen die Flächen gereinigt und desinfiziert werden, wo viele Leute anfassen, und zwar auch während der Fahrt. Dazu kann ich nur sagen: mag sein, dass die das machen, aber weder während der Hinfahrt, noch während der Rückfahrt habe ich jemanden gesehen, der irgendwas desinfiziert, und dabei dauert die Fahrt 2,5 Stunden.

Was allerdings aus Sicherheitsgründen entfiel, war der Service am Platz in der 1. Klasse, zumindest war das auf der Hinfahrt der Fall, und das stand auch so in irgendeiner Info. Auf der Rückfahrt konnte man sich dann aber seltsamerweise doch wieder Getränke an den Platz bringen lassen, obwohl sich die Sicherheitslage übers Wochenende nicht verändert hatte – das verstehe wer will. Naja – die Welt ist ein Mysterium.

Allerdings gab es keine Gratis-Zeitungen und keinen Keks, wie sonst in der 1. Klasse. Eliminiert sind obendrein in allen Klassen auch die Bahn-Zeitschrift, die in den Zügen sonst immer massenhaft ausliegt, der Papier-Fahrplan und die Speisekarte vom Bord-Bistro. Aber das kann man ja irgendwie verschmerzen würde ich mal sagen.

Thema volle Züge: man wird auf der Webseite aufgefordert nachzuschauen, ob der Zug schon sehr ausgelastet ist, und sich gegebenenfalls einen anderen auszusuchen.

Da es in Deutschland aber keine Reservierungspflicht gibt, wird wohl wahrscheinlich niemand davon abgehalten, sich trotzdem noch in einen schon sehr vollen Zug zu quetschen. Der schwarze Peter und die Verantwortung wurden hier also eindeutig den Bahn-Kunden zugeschoben, es wurde auf der Rückfahrt vom guten gelaunten Zugchef nur die humorige Ansage gemacht, alle möchten sich doch bitte auf die Fensterplätze setzen, da sei die Aussicht sowieso viel schöner. Das sollte heissen, dass man die Gangplätze freilassen sollte, was auch problemlos möglich war, da dieser Zug nur mäßig voll war. Wie das zur Ferienzeit mit mehr Fahrgästen ablaufen wird, muss sich noch zeigen, ich kann es mir allerdings ziemlich genau vorstellen.

Im ICE gibt es in der 1.Klasse auf der linken Seite immer nur eine Reihe mit Einzelplätzen und rechts sind die Doppelplätze. In der 2.Klasse gibt es nur Doppelplätze, auch das ist für mich generell ein Argument für die 1. Klasse, und zu diesen Zeiten natürlich ganz besonders.

Falls du jetzt denkst, du kannst dir das nicht leisten: es lohnt sich immer, auch die Preise für die 1.Klasse zu checken, häufig ist das nur unwesentlich teurer, oder manchmal sogar billiger als in der 2.KLasse, das hängt davon ab, wo es noch Supersparpreise gibt. Ich habe obendrein noch eine Bahncard 25, die ich sehr empfehle.

Leider gibt es ja nicht nur ICE’s, sondern auch IC’s. Da sitzt man in der ersten Klasse in 6er-Abteilen, was ich Corona-technisch als extrem ungünstig empfinde, da man ja über mehrere Stunden eng zusammen in einem kleinen, schlecht belüfteten Raum sitzt. Dummerweise habe ich sowas im August auf meiner Reise nach Sylt – wenn die DB die Abteile voll buchen lässt, kann ich ja nur das Beste hoffen….

 

Deutsche Bahn und Corona – ist es voll in Bahnhöfen und Zügen?

 

 

Ich bin am Freitag, den 12.6.2020 um 11 Uhr vormittags im Berliner Hauptbahnhof in einen ICE Richtung Düsseldorf gestiegen, und war sehr überrascht, wie leer der Hauptbahnhof war. Normalerweise steppt um die Zeit in diesem riesigen Bahnhof der Bär, aber an dem Tag waren nur ziemlich wenig Menschen unterwegs. Was mich besonders gewundert hat: auch viele der Läden im Bahnhof waren geschlossen, mindestens ein Drittel, wenn nicht gar die Hälfte. Speziell in Berlin hätte ich das auch zu Corona-Zeiten nicht erwartet.

Auf dem Bahnsteig dann auch gähnende Leere, genauso wie im Zug.

 

 

Ganz anders die Lage in Bielefeld: dort war alles geöffnet, und es waren so viele Menschen unterwegs wie sonst auch immer. Auch der Zug nach Berlin war erheblich voller als der Zug auf der Hinfahrt.

 

Hotelübernachtung zu Corona-Zeiten – was ist anders?

 

 

Wenn man einfach nur in einem Stadthotel übernachtet, und ausser Frühstück sonst nichts im Hotel hat bzw. macht, ist eigentlich nicht viel anders.

In allen öffentlichen Bereichen wird Mundschutz getragen, und in meinem Hotel hatte die Rezeption jetzt eine Plexiglasscheibe.

Direkt nach der Buchung über Booking.com kam eine Mail, ich möge doch schon mal alle Kontakt- und sonstigen Daten übermitteln, damit das Einchecken und Auschecken so kontaktlos und zügig wie möglich ablaufen kann, aber da ich da schon oft übernachtet habe, war das bei mir nicht nötig.

Im Zimmer war alles wie sonst, und das Hotel war auch sehr gut gebucht.

Den grössten Unterschied gab es dann beim Frühstück: beim Eintreten musste man sich die Hände desinfizieren und bekam einen Platz zugewiesen, damit immer genügend Abstand zwischen den Gästen herrscht. Ausserdem werden nach jedem Gästewechsel die Tische desinfiziert, und man muss seine Kontaktdaten inklusive Aufenthaltszeit auf eine Liste eintragen.

Und es gibt kein Buffet, was mir auf Nachfrage beim Einchecken erst anders gesagt wurde. Stattdessen bekommt man ein Tablett überreicht mit fertig angerichtetem Aufschnitt, Ei und Brötchen. Warme Getränke und Saft kann man natürlich wählen, und auf Anfrage gibt es auch noch Joghurt.

Im Vergleich zum gewohnten Buffet-Standard ist das Frühstück von der Bandbreite der angebotenen Speisen im Königs momentan  eingeschränkter als sonst, aber immernoch ok.

 

 

Die Atmosphäre leidet allerdings schon, denn durch die Tabletts, die man auch selber zurückbringt, bekommt das Ganze einen relativ stillosen Kantinen-Charakter. Das fand ich schade, zumal es in anderen Hotels schon wieder Buffets gibt. Ich vermute aber, dass das mit den Räumlichkeiten zusammenhängt, und mit der Tatsache, dass ein grösserer Umbau mit noch mehr Plexiglasscheiben notwendig wäre, um wieder ein Buffet anzubieten. Aber das erklärt natürlich noch nicht das eingeschränkte Speisenangebot – einen Obstsalat hätte man sicherlich noch problemlos zusammenschmeissen können, und auf kleine Schälchen verteilt dem Gast auf das Tablett stellen.

Anders wird es vermutlich in richtigen Ferienhotels mit Pool und Freizeitangeboten aussehen. Dass dort die Einschränkungen deutlicher spürbar sein, und dementsprechend mehr nerven werden kann ich mir sehr gut vorstellen, allerdings werde ich ein Hotel dieser Art erst im Juli im Allgäu testen, da geht’s in zwei Wellnessresorts in Füssen. Und ja: selbstverständlich habe ich auch Neuschwanstein eingeplant.

 

Reisen zu Corona-Zeiten – mein Fazit

 

 

Mein Fazit ist sehr positiv ausgefallen, und ich bin froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe die Reise zu machen. Da mich die ganzen Maßnahmen und Einschränkungen nicht sonderlich gestört haben, steht weiteren Reisen nicht mehr viel im Wege, und dementsprechend ist meine Laune jetzt auch wieder sehr viel besser.

Falls du noch zögerst und ähnlich wie ich denkst, dass das doch alles keinen Spass macht: ist wirklich alles halb so wild, probier es einfach mal auf einem Kurztrip aus.

Besonders interessant sind momentan noch Orte, die ansonsten von Touristen sehr überlaufen sind, wie z.B. Rothenburg ob der Tauber, oder auch beispielsweise das eben erwähnte Neuschwanstein – so leer wie zur Zeit werden wir es wahrscheinlich so schnell nicht mehr erleben können.

Auch Städtereisen haben aus demselben Grund gerade einen besonderen Reiz. Die Hotels freuen sich alle sehr auf euch, und bieten häufig auch besondere Stornierungsbedingungen an.

Das Risiko ist also gering und falls du jetzt inspiriert bist – (Werbung!!!) hier geht’s zu meiner Lieblings-Buchungsplattform Booking.com, wo du übrigens auch jede Menge Ferienwohnungen findest, falls Hotels derzeit für dich nicht in Frage kommen.